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1. Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft
RAMADA-TREFF Cup 5³

Qualifikationsturnier Brühl-Köln

Turnierberichte:

J. Schulz

Erfolgreicher Auftakt in Brühl

J. Schulz

Ein rundum gelungener Auftakt

N. Heymann

"Ich liebe es, wenn eine Idee funktioniert."

Wenn sich vier Erstplatzierte nicht qualifizieren!

Das Auftaktturnier des RAMADA-TREFF-Cups in Brühl
Ein Teilnehmerbericht aus der B-Gruppe (DWZ 2100 bis 1901) von Olaf Ritz

Vorweg, hier schreibt ein Königsjäger aus Berlin völlig subjektiv über seine persönlichen Erlebnisse, Eindrücke, Freuden und Enttäuschungen bei der ersten Veranstaltung zur Qualifikation für die Deutsche Amateurschachmeisterschaft. Wer die Königsjäger und ihren "Berliner AMAP" kennt (siehe RE 10/2001, S. 46), der weiß, wie sehr wir uns dem Amateurschach bzw. dem Schach als Breitensport verschrieben haben, und der kann erahnen, wie sehr wir uns über die Idee und die Ausschreibung des DSB zur 1. Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft gefreut haben.

Es waren zwar letztendlich nur drei Mitglieder des SV Königsjäger Süd-West e.V., die von Berlin aus mit dem ICE zum Auftaktturnier nach Brühl bei Köln fuhren, aber damit waren wir der bisher(!) mit Abstand aktivste Berliner Verein bei der DSAM. Peter Held war für die A-, Clemens Escher und ich waren für die B-Gruppe gemeldet. Nachdem wir am Donnerstag die SAT-1-Aufzeichnung der Harald-Schmidt-Show in Köln besuchten, trafen wir um etwa 20.00 Uhr im RAMADA-TREFF-Hotel in Brühl ein. Schon von außen war die Professionalität der Organisatoren zu spüren. Große Plakate deuteten auf die 1. Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft hin und im Hotelfoyer präsentierte sich die Deutsche Schachjugend mit kreativen Plakaten, die nur eine Botschaft hatten, nämlich für den Schachsport zu werben. Sehr praktisch war es, sich bei der Turnierleitung bereits am Vorabend registrieren zu lassen, denn am Freitagmorgen bildeten sich lange Teilnehmerschlangen an den Anmeldetischen für die 5 DWZ-Gruppen. Wir ausgeschlafenen Hotelgäste konnten diese Zeit entspannt am Frühstücksbuffet verbringen.

Mit insgesamt 150 bis 200 Teilnehmern hatten die Veranstalter gerechnet, es wurden 221! Was für ein großartiger Erfolg zum Auftakt einer völlig neuen Turnierserie! Der Chef des Organisationsteams, Dr. Dirk Jordan, eine Vertreterin der RAMADA-Hotelgruppe und der Brühler Bürgermeister hielten berechtigterweise zufriedene Grußansprachen an uns Teilnehmer. Auch der anwesende DSB-Präsident Alfred Schlya griff zum Mikrofon und war über 221 Teilnehmer offenbar derart erfreut, dass er in seiner Eröffnungsansprache sehr großzügig aufrundete und von 250 Teilnehmern sprach. Das klang für die anwesenden Medienvertreter natürlich noch besser als 221, und man kann deshalb annehmen, dass dies im Marketing-Sinne sogar ein bewusster Versprecher von ihm war. Nachdem alle Grußworte gesprochen waren und mit dem Swiss-Chess-Programm nach einer kleinen Panne (der einzigen während des gesamten Turniers!) schließlich die richtigen Paarungen der 1. Runde ermittelt wurden, begann in Brühl die Premiere der DSAM, der sogenannte 5-hoch-3-Cup.

Als teilnehmender Berichterstatter beschränke ich mich ausschließlich auf die Turnierdramaturgie meiner, nämlich der B-Gruppe. Sie war mit 57 Spielern die teilnehmerstärkste in Brühl.

Ein 5-rundiges Schweizer-System-Turnier mit gleichstarken Gegnern zu spielen hat einen besonderen Reiz. Auch wenn es bei einer DWZ-Spanne von 1901 bis 2100 natürlich sogenannte Außenseiter und Favoriten gibt, kann hier jeder jeden schlagen. Wie die Tabellenspitze in der Abschlusstabelle zeigt, befinden sich dort ebenso Spieler der oberen wie der unteren Hälfte auf dem geteilten ersten Platz. Doch dazu später mehr. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer (32 von 57) hatte eine DWZ > 2000. Spieler aus Nordrhein-Westfalen waren verständlicherweise in der großen Mehrzahl und wurden vom Präsidenten des Landesschachbundes NRW animiert, diesen Heimbonus auch ordentlich auszunutzen. Wie es sich für eine richtige Deutsche Meisterschaft gehört, waren neben den NRW'lern natürlich auch kurzreisende Schachspieler aus Kassel und Koblenz sowie weiter angereiste aus Coburg, Kiel, Halle und Berlin am Start.

Prominentester Teilnehmer der B-Gruppe war das Familienoberhaupt der Schachfamilie Hund, Gerhard Hund vom SV Opladen, u.a. Inhaber und aktiver Webmaster der Domain TeleSchach.de. Eine seiner vier Töchter, WGM Barbara Hund, nimmt zur Zeit an der Europa-Mannschaftsmeisterschaft in Leon/Spanien teil. Der Routinier (Jahrgang 1932) erreichte 3,5 aus 5 und kam auf den geteilten 10.-12. Platz. Bei den Partien, die ich von ihm beobachten konnte, überzeugte er insbesondere durch eine seinen Gegner stets überlegene Endspielführung. Ein Beispiel:

Hund, G. - Fassmann, K. [D61]
DSAM, Brühl 2001

1. Sf3 d5 2. d4 Sf6 3. c4 e6 4. Lg5 Sbd7 5. e3 c6 6. Sc3 Le7 7. Dc2 0-0 8. Td1 Te8 9. Ld3 Sf8 10. Se5 S6d7 11. L×e7 D×e7 12. 0-0 S×e5 13. d×e5 f5 14. f4 Ld7 15. Db3 Teb8 16. c×d5 e×d5 17. e4 f×e4 18. S×e4 Se6 19. Sg3 [19. Sd6 S×f4 20. T×f4 D×e5 21. Db4 c5 (21. … a5 22. Te1 a×b4 23. T×e5) 22. D×c5 D×f4 23. D×d5+ Kh8 24. Sf7+ Kg8 25. Tf1 De3+ 26. Kh1] 19. … Sc5 20. Da3 b6 21. Tde1 Dh4 22. Lb1 Te8 23. De3 g6 24. b4 Sb7 25. Dd3 Sd8 26. f5 g×f5 27. S×f5 L×f5 28. D×f5 Se6 29. Df7+ Kh8 30. g3 De7 [natürlich nicht 30. … D×b4?? 31. D×h7#] 31. h4 a5 32. b×a5 T×a5 33. Dh5 Tf8 34. T×f8+ S×f8 35. Tf1 Ta7 36. Dh6 Ta8 37. D×c6 Dc5+ 38. D×c5 b×c5 39. Td1 Td8 40. Le4 d4 41. Ld3 Te8 42. Te1 Kg7 43. Kf2 Sg6 44. e6 Kf6 45. L×g6 h×g6 46. e7 d3 47. Te3 c4 48. Ke1 T×e7 49. T×e7 K×e7 50. g4 c3 51. h5 g×h5 52. g×h5 Kf6

Diagramm

Eine Stellung wie aus einem Endspielbuch, Weiß steht klar auf Gewinn!

53. a4 Kg5 54. h6! Die Routine hat sich durchgesetzt, nur so und nicht anders gewinnt Weiß! Ein grober Schnitzer wäre 54. a5? Kf4!! und plötzlich wäre Schwarz auf der Gewinnerstraße, z.B. 55. h6 Ke3 56. Kd1 c2+ 57. Kc1 Ke2 58. h7 d2+ 59. K×c2 d1D+ 54. … K×h6 55. a5 Kg5 56. a6 Kf4 57. a7 Ke3 58. a8D d2+ 59. Kd1 Kd3 60. Df3+ 1:0

Fünf Runden sind für 57 Spieler natürlich eine zu kurze Distanz, um im Schweizer System ernsthaft die besten 5 ermitteln zu können. Andererseits wird der WM-Titel seit einiger Zeit sogar im KO-System und ggf. mit Entscheidungen in Schnellpartien vergeben. Zufälligkeiten sind hier und da also unvermeidlich, vielleicht machen sie sogar den Reiz solcher "Quicki-Turniere" aus? Bei zwei Turnierpartien am Tag sind Kurzpartien - gerade am Vormittag - natürlich sehr angenehm. Am zweiten Turniertag hatte ich selbst das Glück mir eine längere Mittagspause erspielen zu können. Drei Turmschläge sollten dabei die Hauptrolle spielen:

Diagramm

Ritz, O. - Bosma, A.
DSAM, Brühl 2001

Stellung nach dem 22. Zug von Weiß

Die weiße Stellung ist aufgrund des rückständigen schwarzen Bauern auf e6 sicherlich vorzuziehen, doch bis zur Verwertung dieses Vorteils könnte es noch eine Weile dauern. 22. … Sd7? lädt zu Turmschlag Nr. 1 ein mit Gewinn eines Bauern: 23. T×d5! natürlich nicht 23. T×e6? T×e6 24. L×d5 Sb6! und Schwarz gewinnt! 23. … e5 24. d×e5 S×e5 Turmschlag Nr. 2 vereinfacht die Stellung in ein vorteilhaftes Endspiel: 25. T×e5! T×e5 erzwungen, denn auf 25. … D×b3? folgt 26. T×e8+ nebst Te7+ und a×b3 26. D×f7+ K×f7 27. Lf4 Kf6 28. L×e5+ K×e5 29. Te1+ Kd6 30. Te8 Kc7 31. Te7+ Kb6 32. T×h7 Le6 Schließlich beendet Turmschlag Nr. 3 die Partie: 33. T×b7+! [33. … T×b7 34. L×b7 K×b7 35. h7 bzw. 34. … Lg8 35. Ld5] 1:0

Spannender Höhepunkt des Turniers wurde erwartungsgemäß die Schlussrunde. Sechs Spieler standen mit je 3,5 aus 4 an der Spitze. Sie alle wurden an den Tischen 1 bis 3 gegeneinander gelost: Schneider-Tonnicchi; Comes-Jurkic; Schermer-Grosser. Dahinter lauerten fünf hoffnungsvolle Spieler mit je 3 Punkten aus 4, unter ihnen auch Ihr Berichterstatter. Insgesamt elf Schachfreunde konnten sich also eine reale Chance auf einen der Qualifikationsplätze 1 bis 5 für die DSAM-Endrunde in Leipzig im Mai 2002 ausrechnen.

Noch ehe ich den ersten Zug meines Gegners auf dem Partieformular notiert hatte, wurde die Partie an Tisch 3 bereits Remis gegeben. Noch ehe ich in der Eröffnungsphase in meiner Partie die Theorie verlassen hatte, wurde an Tisch 2 Remis gegeben und (Sie ahnen es schon!) noch ehe sich auf meinem Brett im Mittelspiel irgendetwas Ernsthaftes abspielte, ging auch die Partie an Tisch 1 Remis aus.

"Vielleicht etwas zu geschickt diese Herren Amateure", bemerkte ein Zuschauer im Foyer des RAMADA-Hotels, denn mindestens einer musste sich doch verkalkuliert haben! Nun hatten also schon einmal 6 Spieler 4 Punkte. Während so gut wie alle anderen Partien in der B-Gruppe noch liefen, überschlug mein Schachfreund Matthias Kribben, der sehr erfolgreich in der A-Gruppe mitspielte, routiniert das Turniertableau und fing an die Buchholzwertungen hochzurechnen. Noch während meiner laufenden Partie deutete er mir an, dass ich selbst bei einem Sieg nun keine Chance mehr auf die Plätze 1-5 haben würde. Dieses Buchholz-Schicksal erlitten mit mir die ebenfalls in der Schlussrunde siegreichen Schachfreunde Jörgens und Ruemmler.

Von den sechs Remiskönigen an den Tischen 1-3 traf es Schachfreund Schermer, er landete mit 4 aus 5 nach Wertung "nur" auf Platz 6 und wird im nachhinein sein kampf- bzw. völlig zugloses Remis sicherlich noch mehr bedauert haben als die anderen geteilten Ersten. Wertungssieger wurde schließlich völlig verdient ein Einheimischer! Schachfreund Claudio Tonnicchi vom Brühler SK, der mit exakt DWZ 2100 als Turnierfavorit an den Start ging und in allen Runden an Tisch 1 saß. Nachfolgend kommentiert er selbst seine "Perle aus Brühl":

Tonnicchi, C - Hausmann, M.
DSAM Brühl 2001
(Anmerkungen: Claudio Tonnicchi)

1. Sf3 g6 2. g3 Lg7 3. Lg2 c6 4. 0-0 f6 5. d3 Sh6 6. e4 Sf7 7. Sd2 0-0 8. De2 d6 9. Sh4 e5 10. a4 a5 11. Sc4 Le6 12. Se3 Dc8 13. f4 Lh3? 14. Shf5! L×f5 15. e×f5 Te8 16. f×g6 h×g6 17. f5 g5 18. Lf3(!) Sd7 19. Lh5 Te7 20. b3(!) b5?! 21. a×b5 c×b5 22. Lf3 Ta6 23. Sd5 Te8 24. Le3 Sc5 25. Le4 S×e4 26. d×e4 Db7 27. Ta2 Tc8 28. Tfa1 a4 29. b×a4 b×a4?? 30. Se7! 1:0

Die B-Gruppe der DSAM in Brühl endete damit, dass 9 Spieler mit 4 Punkten Platz 1 erreichten. Vier von ihnen konnten sich leider nicht für Leipzig qualifizieren. Grund genug, an einem weiteren RAMADA-TREFF Cup teilzunehmen. Es gibt ja noch die DSAM-Qualifikationsturniere in Aalen, Hamburg, Hannover und Dresden. All denen, die das Erlebnis der ersten Veranstaltung in Brühl verpasst haben, kann man die Teilnahme an dieser hervorragend organisierten Turnierserie nur wärmstens empfehlen!

Ich hoffe sehr, hier im Namen aller Teilnehmer sprechen zu können, wenn ich abschließend dem gesamten Organisationsteam meinen herzlichen Dank für die großartige Arbeit aussprechen möchte.

Olaf Ritz

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