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Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft
RAMADA-TREFF Cup 5³   2002/2003

Qualifikationsturnier Brühl-Köln

1. bis 3. November 2002

Spielort:

RAMADA-TREFF Hotel Brühl-Köln

Turnierinformationen:

Teilnehmerliste:

Gruppe A · Gruppe B · Gruppe C · Gruppe D · Gruppe E

Rangliste:

Gruppe A · Gruppe B · Gruppe C · Gruppe D · Gruppe E

Jörg Schulz berichtet aus Brühl:

Es geht los - endlich!

Anmeldung am Donnerstag

Ein tolles Gefühl, es ist 10:30 Uhr, alle haben ihren Platz gefunden, jeder hat einen Gegner, die Deutsche Amateurmeisterschaft kann starten!

Die Zeit davor ist Ungewissheit. Wie viele Teilnehmer werden es? Kommen alle, die sich angemeldet haben? Wie vielen fällt morgens spontan noch ein, dass sie mitspielen möchten? Wird der Platz reichen? Wie reagieren wir?

Es zeichnete sich anhand der Onlinemeldungen eine Teilnehmerzahl von ca. 280 ab. Vorsichtshalber stellten wir uns auf 290 Teilnehmer ein und bauten 145 Bretter auf. Als der Rauch der Startphase verflogen war und man in Ruhe nachzählen konnte, blieb das Zählwerk bei 267 stehen.

Und spätestens jetzt sind sich alle sicher, die Deutsche Amateurmeisterschaft hat ihre Anhänger gefunden, wird angenommen. Wir hatten das gehofft, denn genau vor einem Jahr in Brühl beim allerersten Vorturnier dieser vollkommen neuen Turnieridee, wurden wir schon gedrängt, doch eine zweite Auflage der ersten folgen zu lassen. Und so nahmen wir frühzeitig die Gespräche mit der RAMADA-TREFF Hotelgruppe auf, um sie weiterhin als Sponsor zu gewinnen. Zum Glück waren auch sie von der Idee überzeugt und sagten zu.

Der Turniersaal

So kommt es, dass wir uns wieder mitten drin in der Vorturnierserie befinden. Gegenüber dem Vorjahr sind gut 40 Spieler mehr dabei. Vor allem die A-Gruppe weist mit 25 Teilnehmern eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr auf und es deutet sich jetzt schon an, dass die Qualifikation für das Finale in Magdeburg dort - aber auch in den anderen Gruppen - sehr hart wird. Und damit wird auch klar, warum die 267 Schachbegeisterten hier in Brühl den RAMADA-TREFF Cup 5³ den Halloween-Treffs vorgezogen haben, hier ist der Horror direkt erlebbar und nicht gespielt. Und spätestens morgen früh um 9:00 Uhr sehen viele eh wie Gespenster aus, wenn sie schlaftrunken am Brett sitzen. Doch dazu mehr in den kommenden Runden.

Schach - der Familiensport

"Immer nur zuschauen, macht keinen Spaß, außerdem ist das viel zu aufregend!" Das sagen Väter, die beim RAMADA-TREFF Cup 5³ zusammen mit ihren Kindern gemeldet haben. Kann man sich ein Fußballspiel vorstellen, bei dem Vater, Großvater und Enkel in einer Mannschaft spielen? Tja, es gibt doch aber Freizeitligen, in denen verschiedene Altersgruppen, Männer und Frauen zusammen spielen. Ist das aber vergleichbar mit unserem Schachsport?

Nehmen wir doch mal die Familie Klein: Großvater Leo spielt als Bester der Familie in der B-Gruppe, Papa Gernot in der C, in die in diesem Jahr auch Felix aufgestiegen ist, im letzten Jahr war er noch in der E zu finden. Drei Generationen - eine Sportart. Der Vater gibt die Leidenschaft an den Sohn weiter, der wiederum infiziert nun den Enkel mit dem Schachbazillus. Drei Generationen gehen gemeinsam ihrem Hobby nach, trainieren, spielen gemeinsame Wettkämpfe, unternehmen zusammen etwas.

Noch mal die Frage, welche Sportart kann das in dieser Form der Chancengleichheit bieten? Noch ne Frage? Nutzen wir diesen großen Vorteil eigentlich genügend?

Eins steht auf jeden Fall fest, den RAMADA-TREFF Cup nutzen viele Väter mit ihren Kindern. Sie verbringen ein gemeinsames, verlängertes Wochenende in einem angenehmen Rahmen, der vor allem den Vater zufrieden stellt, schenken der Ehefrau ein sturmfreies Wochenende und versuchen sich gegenseitig zu übertrumpfen. Endlich mal besser sein als der Vater. Oder: Dem Sohn zeigen, dass man es auch noch kann. Miteinander fiebern, den internen Familienvergleich aber nicht aus den Augen verlieren. Und wenn der Papa beschäftigt ist, kann er selbst nicht nervös um das Brett des Filius streichen und sich die Haare raufen. Statt dessen schlendert einfach mal der Sohn beim Erzieher vorbei, wirft einen besonders flüchtigen Blick auf dessen Brett, runzelt kurz kritisch die Stirn und zieht wieder von dannen. Der Papa bekommt das natürlich mit, denn während des Turnieres lässt man sich nicht aus den Augen, wird unsicher und fragt sich, was hat er gesehen, was ich nicht gesehen habe?

Familienschach als spannendes Familienduell. Ach wie ist das schön!

WM-Fieber bei der Amateurmeisterschaft

Evgenija Shmirina

"Eh stopp, das Mädchen da, ist das nicht die Vizeeuropameisterin 2002? Was hat die auf einer Amateurmeisterschaft zu suchen? Ich dachte, wir sind hier unter uns!" Tatsächlich, Evgenija Shmirina, hat gerade Anfang Oktober in Spanien bei der diesjährigen Europameisterschaft U14 der Mädchen den zweiten Platz belegt. Das beste Ergebnis im Jugendbereich des DSB seit dem Weltmeistertitel 1999 von Leonid Kritz. In ihrem Schlepptau reisten von Dresden nach Brühl Elena Winkelmann und Falko Bindrich. Haben wir die nicht auch alle in Spanien auf der EM gesehen? Verdammt, was wollen die hier.

Na ist doch klar, sich auf die kommende Weltmeisterschaft (14.-25.11.2002) vorbereiten. Auf einer Amateurmeisterschaft? Dr. Dirk Jordan weiß Bescheid: "Dies Turnier ist besonders geeignet zur Vorbereitung. In zwei Wochen startet die WM. Am nächsten Wochenende wird ein Trainingswochenende eingelegt, diesmal ein Turnierwochenende mit fünf harten Turnierpartien gegen gleich- beziehungsweise leicht stärkere Gegner, also unter sehr guten Wettkampfbedingungen." Die drei haben einen richtigen festen Plan mitgegeben bekommen, in dem zum Beispiel steht, um 21:00 Uhr Licht aus in den Zimmern! So stand es gestern im Plan. Da aber die Anreise sich um Stunden verlängerte - Stau! - konnte dieser Plan nicht ganz eingehalten werden.

Infineon Schach-Juniorteam Dresden

Stopp mal, hab' ich nicht gerade von den Dreien ein Foto gesehen mit Infineon drauf? Genau, Mitte Oktober wurde in Dresden das Infineon Schach-Juniorteam aus der Taufe gehoben. Der Chipproduzent mit dem tollen Slogan "never stop thinking" engagiert sich für die Nachwuchsarbeit im Schachsport in Dresden und hat dieses Juniorteam gegründet. Bisher sind die drei Genannten WM-Fahrer in diesem Team. Trainiert werden sie vom Landestrainer und Trainer des Sportgymnasiums Dresden IM Miroslav Shvarts. Eine in Deutschland einmalige Sponsoraktivität, die hoffentlich bald Nachahmer findet.

Aber noch mal stopp! Da hinten, ist das nicht auch ein WM-Fahrer. Natürlich, auch Felix Klein nutzt den RAMADA-TREFF Cup 5³ zur Vorbereitung seines WM-Auftrittes. Er spielt wie Falko und Elena in der U12. Auch für ihn gilt, eine letzte Chance seine Systeme zu überprüfen und zwar in der Praxis. Evgenija wird übrigens wieder in der U14 antreten und versuchen, ihrem frisch erspielten Titel einen weiteren hinzufügen. Vielleicht kommt ja vorher bei allen noch ein Erfolg in Brühl hinzu?

In der A-Gruppe spielt mit Thorsten Cmiel übrigens auch noch ein "WM-Teilnehmer" mit. Doch er ist ja "bloß" Schachtourist bei der WM als Begleiter von Lorenz Drabke, seinem Vereinskameraden aus Krefeld.

Aus Weißrusssland angereist

Da stand doch bei den Vorankündigungen zu lesen, dass Frau Tatjana Bezkich gar aus Weißrussland angereist sein soll. Ne tolle Meldung, aber stimmt das auch?

Tatjana Bezkich

Plötzlich stehe ich einer kleinen, dynamischen Frau gegenüber, die gerade einem Kölner von ihrer Partie erzählt. Ich stutze, überlege und frage dann, "sind sie die Frau, die mit dem Bus zwei Tage lang zum RAMADA-TREFF Cup 5³ angereist ist?" Ja sie ist es tatsächlich.

Tatjana Bezkich lebt in Sluzk, einer Stadt etwa 100 Kilometer von Minsk, der Hauptstadt von Weißrussland entfernt, und unterrichtet in der 11. Mittelschule Deutsch und Sozialpädagogik. "Leider lernen die Schüler jetzt viel lieber Englisch" klagt sie leise. Immerhin ist es Pflicht für die weißrussischen Schüler eine Fremdsprache lernen zu müssen, und nun verdrängt halt Englisch die deutsche Sprache.

Doch zurück zum Schach. Wie kommt man denn nun eigentlich auf die Idee aus Weißrussland zur deutschen Amateurmeisterschaft zu fahren? "Im letzten Jahr war ich in Brühl auf einem Seminar, gerade als hier das große Schachturnier war. Ich habe davon in der Zeitung gelesen. Da bin ich gleich vorbeigegangen. So viele Menschen bei einem Schachturnier, ich war ganz begeistert. Dabei habe ich einige Schachspieler aus Köln-Mühlheim kennen gelernt. Und als ich von denen hörte, dass diese tolle Meisterschaft wieder in Brühl durchgeführt wird, wollte ich unbedingt teilnehmen. Aber natürlich ist dass sehr teuer. Zum Glück hatte ich ein Schuljubiläum und ich habe alle gebeten, mir etwas für die Fahrt zu schenken. So konnte ich kommen und nun freue ich mich, dass ich hier sein darf!"

Es ist bei ihr die Begeisterung für Schach, sie leitet eine Schachgruppe an ihrer Schule, und natürlich die Freude an der deutschen Sprache, die sie nach Brühl brachte. 40 Stunden pro Strecke ist sie dafür unterwegs. Die Busfahrt geht von Weißrussland an die Grenze zu Polen und quer durch Polen runter nach Brühl. Natürlich ohne Übernachtungspause, geschlafen wird im Bus. Eine auch körperliche Anstrengung! Sie bleibt noch drei Tage in Köln, man hat sie dort vom Verein eingeladen. "Gestern habe ich den Dom gesehen" schwärmt sie und hofft dabei gleichzeitig noch viel von Köln besichtigen zu können.

Brühler Allerlei

Bierverbot?

Im Turniersaal wird ein Mann mit einem großen Bierglas entdeckt. Sogleich eilt der Turnierleiter zu ihm hin und bietet darum, doch mit dem Bier den Turniersaal zu verlassen. "Wieso, ich spiele doch!" ruft er entsetzt zurück. Eben drum!

Endspielsiege

"Kann ich nicht mal leichtere Gegner bekommen?" Ein älterer Herr steht vor mir und spricht mich an. Oh je, denke ich, da hat einer ein schlechtes Ergebnis und muss getröstet werden. Von wegen, vor mir steht, ist der mit 75 Jahren älteste Teilnehmer des Turniers und hat 3 Punkte aus 3 Runden aufzuweisen. "Ja aber die werden immer stärker und halten so lange gegen. Allerdings komisch ist, im Endspiel machen die regelmäßig Fehler. Aus der Eröffnung hingegen komme ich meistens schlechter raus."

Wer ist denn dieser nette Herr mit den guten Endspielkenntnissen eigentlich! Allgemein wird er in Deutschland als Mister Ingo bezeichnet. Nicht klar um wen es geht? Ach so, natürlich heute müsste man von Mister DWZ reden. Früher bis zur Wiedervereinigung hieß das deutsche Wertungssystem ja noch Ingo-System. Viele, viele Jahre hatte er für das Wertungssystem im Deutschen Schachbund die Verantwortung, war jahrelanges Mitglied im Präsidium des DSB. Und jetzt? Nur noch reiner Schachspieler? Von wegen, ein Vollblutfunktionär hört nie auf.

An erster Stelle steht bei Karl-Heinz Glenz die Jugendarbeit. Immer noch wöchentlich versammelt er bei sich in Dorsten eine Schulschachgruppe um sich, fährt mit ihnen auf Turniere. "Gerade sind wir Kreismeister geworden!" Zwischendurch organisiert er Schachausstellungen bei der Sparkasse, wirbt für Schach. "Warum ich in Endspielen so gut bin? Das kommt durch die Trainingsarbeit in der Schachgruppe. Für Eröffnungsarbeiten hatte ich nie genug Zeit, die haben mich im Verein ja gleich zum Spielleiter gemacht." Eben ein echter Funktionär. Der aber noch am liebsten selbst eine gute Partie spielt und deshalb beim RAMADA-TREFF Cup 5³ wieder dabei ist.

Doping?

Bei der Olympiade soll ja das Trinken von drei Tassen Kaffee gefährlich sein, so sagen es die Dopingbestimmungen. Das hat sich auch bis zu den Amateuren herum gesprochen. "Darf ich denn mit dieser Tasse Kaffee in den Turniersaal?" fragt ängstlich ein Teilnehmer der E-Gruppe. Er befürchtet wohl, dass ihm die Partie aberkannt wird. Doch er kann beruhigt werden. "Noch ist es nicht so weit, trinken sie ruhig ihren Kaffee."

Die jüngsten Teilnehmer

Elena Winkelmann (C-Gruppe)
Elena Winkelmann (C-Gruppe)
Jürgen Mazarov (D-Gruppe)
Jürgen Mazarov (D-Gruppe)

Fachsimpeln

Schach rund um die Uhr. Auch abends stehen die Schachbretter in der gemütlichen Hotelbar nicht still. Es wird analysiert, gefachsimpelt. Gerade führt einer seine Geheimwaffe vor, den Sizilianer mit c3. Die um ihn herum Sitzenden schauen interessiert zu. Doch aus dem Zuschauen wird ein ehrfürchtiges Staunen: "Damit habe ich unter anderem schon Peter Leko geschlagen?" Den Peter Leko, der in der absoluten Weltspitze zu finden ist? "Na ja, damals als er 12 Jahre alt war. Aber das war trotzdem die Sensation." Das mag sein, aber das Staunen wechselt doch über in ein "ach soooo".

Schnell springt ein anderer Gast in die Bresche und zeigt seine letzte Superpartie. Ein Meisterwerk der Taktik mit einer wirklich interessanten Schlussstellung. "Wie eine Studie" jubelt er und schaut in die Runde. Zustimmendes Gemurmel, so eine Partie haben die anderen nicht aufzuweisen. "Da geht aber noch Lf1" wirft einer nach kurzer Bedenkzeit ein, "und dann ist eigentlich nichts los." Entzaubert auch dieser Schachfreund. "Noch ne Runde Bier?" "Ok und ich hab´ da übrigens neulich auch eine Partie gespielt …"

Es wird ernst oder eine neue Chance

Zwar ist die 4. Runde noch gar nicht beendet, doch trotzdem macht sich im RAMADA-TREFF Hotel in Brühl eine spürbare Unruhe und Anspannung bemerkbar, denn nun geht es um die Plätze und damit auch um den Einzug ins Finale. Die jeweils ersten 5 Platzierten haben nämlich die Fahrkarte für das Finale in Magdeburg schon sicher und können sich in Ruhe zurücklehnen und nach den weiteren Finalisten Ausschau halten.

Doch es geht ja nicht nur um die Fahrkarten nach Magdeburg, der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt. Es winken ja auch in jeder Vorgruppe wertvolle Sachpreise. Die ersten Drei jeder Gruppe erhalten Gutscheine von den beteiligten RAMADA-TREFF Hotels. Die jeweils Vierten können sich über einen Gutschein (60 €) der Firma ChessBase freuen, die jeweils Fünften über einen Gutschein (50 Euro) eines Schachhändlers. In Brühl stellt der Schachverlag Dreyer aus und lädt die Fünftplazierten zum Kauf neuer Schachliteratur ein.

Bei diesen beachtlichen Preisen nimmt es nicht Wunder, dass jetzt schon intensiv gerechnet und spekuliert wird. Reicht ein Remis? Wie steht es um die Buchholz? Doch oh weh, was nützt all das Rechnen, wenn der Gewinnweg, der Remisweg übersehen wird. Aber auch in diesen Fällen gibt es eine Lösung: Es beim nächsten Vorturnier wieder versuchen. Die ersten Verabredungen werden hier vor Ort schon getroffen.

Die nächste Chance mit dem eurogünstigen Meldetermin 06.11. bietet sich übrigens in Aalen vom 06.-08.12.2002, sozusagen das Nikolausturnier des DSB!

Aber bitte beachten: Eine Voranmeldung per Internet sichert auf jeden Fall einen Platz. Vor Ort direkt anmelden birgt immer die Gefahr, das kein Platz mehr vorhanden ist - oder man muss darauf hoffen, das Angemeldete kurzfristig verhindert sind.

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