Logo Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft · RAMADA Cup 6³
Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft
RAMADA Cup 6³   2013/2014

Qualifikationsturnier Frankfurt/Oder

22. bis 24. November 2013

Turnierinformationen:

Rangliste:

Gruppe A · Gruppe B · Gruppe C · Gruppe D · Gruppe E · Gruppe F

Teilnehmer:

Gruppe A · Gruppe B · Gruppe C · Gruppe D · Gruppe E · Gruppe F

Suche Spieler:

Spielort:

RAMADA Hotel Frankfurt/Oder

Ralf Mulde berichtet über das DSAM-Turnier in Frankfurt/Oder

In Frankfurt (Oder) erste Züge aus dem Schach-Bahnhof

Ein ebenso herzliches wie sachkundiges Grußwort von Frau Ellen Otto, Leiterin des Sport- und Schulverwaltungsamtes der Stadt Frankfurt (Oder), eröffnete das zweite Qualifikationsturnier der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft DSAM 2013/14.

Die 181 Spielerinnen und Spieler hörten aufmerksam zu, als sie einen kurzen Blick auf die ″Frankfurter Schachszene″ mit der USC Viadrina, Preußen Frankfurt und zahlreichen außerverbandlichen Aktivitäten warf. ″In Frankfurt bieten die Vereine und ihre Helfer Schach an einem Gymnasium, an zwei Grundschulen und in einem Hort für die Kinder an. Gerade hier geht es um die nützliche Steigerung der Konzentration. Und nicht zuletzt wird die Fähigkeit gefördert, nicht nur im Spiel auch mal verlieren - und tags darauf gleich mit einem Lächeln wieder von vorn beginnen zu können. Noch schwerer als würdevoll zu verlieren ist es jedoch, würdevoll zu gewinnen - und auch das kann man beim Schach gut lernen.″

Ellen Otto, Leiterin des Sport- und Schulverwaltungsamtes der Stadt Frankfurt (Oder)

Ellen Otto

Die Vertreterin von Oberbürgermeister Martin Wilke, der ebenfalls grüßen ließ, fuhr fort: ″Gerne erinnert man sich an das Aufsehen erregende Deutsch-Polnische Generationsturnier auf der Verbindungsbrücke zwischen Oderturm und Lennépassage, sozusagen Schach im Einkaufszentrum, man sieht also: Schach ist in Frankfurt nahezu allgegenwärtig.″

Frau Otto lud die Teilnehmer ein, neben den 64 Feldern auch einige Winkel der Stadt zu erkunden, die man gesehen haben sollte; besonders böte sich dazu vielleicht die 1506 gegründete Universität, die aus dem 13.Jahrhundert stammende Marienkirche und das (vermutlich etwas jüngere) Sportmuseum an. Sie bemerkte die vielen am Turnier teilnehmenden Kinder und sagte, dass die Stadt die vielfältigen Aktivitäten der beiden großen Frankfurter Schachvereine für Jugendliche und Kinder erfreut wahrnehme und außerordentlich schätze.

Norbert Heymann, Vizepräsident des Landesschachbundes Brandenburg, lieferte eine kabarettreife Vorstellung ab, ″liebe Schachfreundinnen und -freunde, Muttis, Vatis und Omas, ein ganz herzliches Willkommen im richtigen Frankfurt ...″ Heute war er als ″Berliner″ unter uns, kann aber auch sprachlich als ″Sachse″ agieren – ein wunderbarer Einstieg in das Turnier!

Was sollte man an diesem Wochenende, nach dem alten Bußtag gelegen, auch Sinnvolleres tun als Schach zu spielen? ″Bei diesem Wetter kann man vieles unternehmen – das drinnen stattfindet.″ Auch das sonnige Lächeln der N24 Playboy-Wetterfee Anneke Dürkopp im morgendlichen Fernsehen machte ihre eigentliche Aussage nicht besser: Es ist herbstlich kalt, neblig und ungemütlich. Draußen. Aber drinnen ist das Team des RAMADA-Hotels Frankfurt (Oder) aktiv und das gab alles, damit sich Spielerinnen, Spieler und Begleiter wohl fühlten – mit Erfolg.

Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan dankte besonders dem Brandenburger Schachverband, in der Terminplanung sehr flexibel gewesen zu sein. Weil die Europameisterschaft in Warschau ungewöhnlich kurzfristig terminiert wurde, geschah es, dass ausnahmsweise eine DSAM-Runde zeitgleich mit einer Runde der Schachbundesliga stattfand – und das sind die Termine, an denen gewöhnlich auch die Liga-Spiele der Landesverbände stattfinden. In Brandenburg hatte man zugunsten der DSAM eine andere Lösung für die Schachspieler gefunden, Beispiel gebend für andere Verbände. Zum Abschluss erläuterte er noch kurz die Funktionsweise der Schachuhren, stellte das Schiedsrichterteam rund um Jürgen Kohlstädt vor und ... auf ging's zur wilden Königsjagd!

Der Mann aus Bindlach

Gerald Löw ist unsere "Numero Uno" in diesem Turnier. Aus irgendeinem Grund, vermutlich Altersschwäche, glaubte ich, dass FM Löw schon viel, viel öfter als viermal an der DSAM teilgenommen habe - also vielleicht fünfmal... Hat er aber nicht. Zweimal 3,0 Punkte, zweimal 3,5 Punkte, das ist jedenfalls Kontinuität in der DSAM und ergab je einmal einen zweiten Platz, dreimal etwas zwischen fünf und sieben, also auch hier eine klare Löw-Linie.

Hmm ... Unser Mann spielt für "TSV Bindlach Aktionär". Wo liegt das? Nein, nicht TSV und auch nicht Aktionär, sondern ... genau, Bindlach. - Nein, die Antwort von dem einen Leser gleich hier vorne "zwischen Mainau und Helgoland" dürfte zwar zutreffen, hilft uns aber noch nicht so richtig weiter. Weitere Meinungen? Ja, hier vorne bitte, der Leser mit dem roten Pullover und der grünen Krawatte? "Eher bei Mainau". Stimmt. Der Ort liegt lediglich 6 km von Bayreuth entfernt, hat deshalb einige recht stattliche Hotels und alle 7.219 Einwohner sind topfit, weil die nämlich in der dünnen Höhenluft von unglaublichen 362 Metern leben. Wenn da nun mal einer runterfällt ...

Schreckliche Vorstellung. Also rasch zurück zu Gerald Löw. Er spielte in der Landesliga Nordbayern (ab 2013 mit 2,5 aus 3 sogar in der 2. Bundesliga Ost!) und im Wunsiedel Meisteropen und im Oberfränkischen Einzelpokal und im britischen Gibraltar und ... äh, in GIBRALTAR ??? Tatsächlich, 2013 im Masters (!), dort seltsamerweise mit zehn Partien; und daraus resultierten straffe 4,5 Punkte - Applaus! Der bekannten französischen IM Sophie Millet trotzte er ein Remis ab (oder sie ihm?), die im selben Turnier noch gegen einen gewissen Gata Kamsky kam, sah und ... aufgab. Warum übrigens Gibraltar britisch ist und was das mit Utrecht zu tun hat, ist für den angelernten Hyst... Historiker immer wieder hübsch zu erklären, gehört aber leider nicht hierher.

Bindlach. TSV. Was sagt uns eigentlich die Homepage seines Vereins? Hey, die haben einen Bären als Schutzpatron im Wappen! War da nicht was mit Bulle oder Bär, die Liebe vom Aktionär? Schon, nur steht gerade der sich doch nie aufrichtende Bulle für einen Aufwärtskurs und der zumindest hin und wieder mal aufrecht durch die Gegend latschende Bär ... ein Zeichen des Niedergangs. Tatsächlich stand das Tier aber in der mittelalterlichen Heraldik für Krrrrrafffft, Stärke und Macht. Und so also nennen sich die Bindlacher Spieler auf ihrer Seite hin und wieder auch selbst "Bären".

Eine ins Auge fallende Zeile lautet erstmal: "Vereinsfunktionäre überarbeitet". Erfreuliche Offenheit - aber das heißt beim näheren Durchlesen dann doch nur, dass die Informationen über die Vorständler angepasst wurden. Und dann Grillfest, Fußball, ... Und dann doch ein Bericht über die Zweite der Bindlacher!

Es lief zuletzt leider so, wie es eben für jeden von uns öfter mal läuft: "Kurz darauf einigten sich die Fidemeister Gerald Löw und Christian Schramm am Spitzenbrett auf Remis. Der Bindlacher Löw hatte dabei lange Zeit erfolgreich dem Druckspiel des Obernauers standgehalten und sogar einen Mehrbauern erobert. In der Schlussphase musste er jedoch in eine Zugwiederholung und die damit einhergehende Punkteteilung einwilligen." - Hoffen wir, dass es für Gerald Löw schon bald besser voran gehen wird - vielleicht schon hier in Frankfurt!

Amateure am Straßenrand: Schach ist überall

Turniersaal Frankfurt (Oder)

In einer fernen Zeit war "Breitenschach" einmal das Schach, das außerhalb der Vereine stattfand. Bald hieß es "Freizeitschach" und heute heißt es im Deutschen Schachbund ... gar nicht mehr. Jedenfalls nicht das, was außerhalb der Vereine gespielt wird. Gartenschach. Heute ist "Breitenschach" eben einfach alles, was unterhalb der Oberliga stattfindet, mit der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft DSAM als einer der Fixpunkte an der Spitze dieser Bewegung.

Gleichwohl - was ist denn mit den Millionen Amateuren, die zwar Schach spielen, das aber eben (noch) nicht im Verein tun? In Frankfurt (Oder) findet man sie zum Beispiel in der "Selbsthilfe Frankfurt (Oder)", immer am Dienstag, 14:00 Uhr, im "Mehrgenerationenhaus Mikado", Jugendclub Franz-Mehring-Str., oder immer am Dienstag im "Haus der Begegnung" Klabundstraße, übrigens gleich gegenüber der Stadtverordneten-Versammlung und und und ... Sogar auf der Oder, genauer gesagt darüber, auf der Grenze zwischen Deutschland und Polen, wird hier gelegentlich gespielt, wenn nämlich ″rechtes und linkes Oderufer″ gegeneinander antreten – auf beiden Seiten der Oderbrücke liegt ein Einkaufszentrum und dazwischen gab es eben schon mindestens einen Wettkampf. Flüsse trennen eben nicht nur, sondern mehr noch verbinden sie Menschen miteinander – so wie das Schachspiel.

Wir sehen: Schach ist eigentlich überall! Bei warmem Wetter in den Parks, bei warmem Bier in manchen Kneipen, nach der Vorlesung in der Uni, in den Schulen, Kindergärten, ... "Packen wir's an!" hieß es einmal in der Werbung. Die für jeden offene DSAM ist beim Anpacken mit dabei und wir in den Vereinen sind's ja erst recht.

Das Ding mit dem besten Zug

Jeder, der am Brett sitzt, versucht selbstverständlich, den ihm am besten geeigneten Zug zu spielen. Manchmal erwischt man dennoch einen schlechten, aber gerade nicht, weil man das so wollte. Dieser simple Zusammenhang führte den großen Dr. Robert Hübner schon dahin zu sagen, dass es die so genannten "psychologischen Züge" von Weltmeister Dr. Emanuel Lasker so überhaupt nicht gegeben habe. Desillusionierend, so was.

Vielmehr ging es schon zu Laskers Zeiten um die Frage, ob es "den besten Zug" in einer komplexen, mehrere Richtungen ermöglichenden Stellung gebe. Der dritte von fünf Doktoren dieser Geschichte, Dr. Siegbert Tarrasch, ewig nörgelnder Widerpart Laskers, vertrat als Anhänger des Schönen und der Kunst (ein Ansatz, der sich später oft bei Thomas Mann wiederfindet) jedenfalls die Ansicht, dass "der beste Zug", sei er einmal gefunden, zugleich auch immer ein "schöner Zug" sei, weil er nämlich stets auch der inneren Harmonie des Spiels entspreche.

Lasker rauchte bestialisch stinkende Zigarren, kümmerte sich wenig um Harmonie & Schönheit - und fegte Tarrasch beim Weltmeisterschafts-Kampf 1908 in Düsseldorf / München 10,5-5,5 von der Platte. Der Champion vertrat die Ansicht, dass praktische Aspekte beim Spiel ganz im Vordergrund stünden, dass es nämlich in vielerlei Stellungen eine ganze Anzahl von Plänen geben könne, die zumindest in der laufenden Partie als einander gleichwertig erschienen. Lasker war bekanntlich Mathematiker und Philosoph und natürlich wird er Aristoteles, Platon und Sokrates gelesen haben, die sich wie auch fast alle Philosophen nach ihnen über die Möglichkeit und Grenzen der Erkenntnis Gedanken gemacht hatten.

Simpel gesagt: Welche Erkenntnis ist in den Grenzen, die wir überhaupt erfassen können, "richtig", welcher Zug also ist "der beste"? Hoffen wir, dass das Nachsinnen über diese schwierigen, verwirrenden Fragen die Spieler nun nicht in die berufliche Praxis des vierten deutschen "Schachdoktors", des Psychotherapeuten (und Internisten) Dr. Helmut Pfleger führen wird! - Ach, der ″fünfte deutsche Schachdoktor″ ist natürlich hier: Dr. Dirk Jordan, chef de mission, also: der Turnierdirektor der DSAM.

Zwillingsschach

Zwillinge hatten wir schon recht oft bei der DSAM. Seltsamerweise denkt man bei diesem Wort immer an entzückende kleine Kinder, möglichst noch mit langen, blonden Zöpfen. Aber auch kleine Jungen werden einmal älter – und überraschenderweise sind sie dann noch immer Zwilling.

In der F-Gruppe der DSAM kam es am Sonnabendmorgen an Brett 6 zu der denkwürdigen Paarung Hans Fitzner – Dr. Werner Fitzner. Sollte nun einer erwartet haben, dass die Brüder ein schnelles Remis vereinbarten und dann gemeinsam zum Frühstück übergingen, der lag völlig daneben. Gekämpft und getrickst wurde, dass es eine helle Freude war! Gaanz am Ende ergab sich dann eben doch ein Remis, aber das ist im Schach nun mal so, wenn beide Spieler gleich überzeugende Pläne wählen.

Der Doktor, also Dr. Werner Fitzner, ist mit der DWZ 1224 der nominell etwas stärkere Spieler und ist ganz in der Nähe von Frankfurt aktiv, nämlich bei der BSG Stahl Eisenhüttenstadt. Sein Bruder Hans  liegt mit der DWZ 991 ein bisschen hinterher und das Leben hat ihn nicht in die Nähe Frankfurts, sondern in die Nähe Dresdens gestellt; er ist für den BSV Chemie Radebeul aktiv.

Zunächst spielten zwar beide hin und wieder Schach ″für den Hausgebrauch″, aber an Turnierschach und eine Vereinszugehörigkeit war gar nicht zu denken, erst musste ab 1946 nach der Umsiedlung aus Breslau ein neuer Platz im Leben gefunden werden. Der Beruf, die Heirat und der damals nur begrenzt verfügbare Wohnraum bewirkten, dass der eine Bruder in Eisenhüttenstadt und der andere in Radebeul ansässig wurde.

Hans Fitzner spielt in der deutschen Schachhochburg Dresden, genauer gesagt in Radebeul; auf dem Weg dahin hat ja schon so mancher sein ″Blaues Wunder″ erlebt. Sein Bruder ist in Eisenhüttenstadt aktiv und hat dadurch zum Beispiel auch die Deutsche Hochschulmeisterschaft und den Vergleichskampf der beiden Oder-Ufer mit organisiert. Wir wünschen beiden Brüdern, die nebenher ständig zwei Fernpartien per e-mail miteinander spielen, von ganzem Herzen weiter viel Freude am Schach!

Und weil wir oben ansetzten, über spielstarke blonde Kinder zu schreiben – na klar, auch das ist im Turnier vertreten! In der F-Gruppe sind die aufgeweckten Schwestern Nalani und Naemi Kurzweil unterwegs; Letztere unterlag zwar in der zweiten Runde nach einer recht aussichtsreich wirkenden Stellung doch noch der Leipzigerin Helga Helm, aber auch solche Partien bringen einen weiter – jede(r) macht Fehler, man sollte sie nur nicht zweimal begehen.

Weltgeist auf Silberscheiben

Schachstand Euroschach

Draußen vor der Tür, da steht der Hüter des Schachwissens – und zwar, um es an Dich weiterzugeben! Bücher, CDs, DVDs, Figuren, Uhren, vielleicht auch immer wieder nützliche Accessoires wie Schachkrawatten – sie alle sind bei ″Euroschach″, Außenstelle Frankfurt (Oder) direkt vor dem Turniersaal günstig erwerbbar! Die Bücher sollte man, so ein lebensnaher Tipp, möglichst nicht mit in den Turniersaal nehmen, das ruft öfters mal den Schiedsrichter auf den Plan.

Jener Spieler vergangener Zeiten, der sich damals bei der Lektüre des Bilguer "unter dem Schatten des allwissenden, aber gemächlich voranschreitenden Weltgeistes wusste", wie es mein guter Freund Stefan Linke einmal formulierte, ist heute längst auf die Silberscheiben von Chessbase, des uns verbundenen Hamburger Schachwarenhauses umgestiegen - und doch steht man damals wie heute noch immer vor dem gleichen Problem: "Verflixt, zu Hause wusste ich noch, wie's in dieser Stellung hier weitergeht. Aber jetzt ... Fortsetzung vergessen".

Hatten zum Beispiel Adolf Anderssen und Jean Dufresne noch bei jeder Analyse (notgedrungen) Brett und Figuren vor sich, so hat der moderne Mensch nur noch einen Bildschirm vor Augen - und wundert sich, dass er diesen visuellen Eindruck erst recht nicht in die "andere Realität" des Bretts im Turniersaal umsetzen kann, ungeachtet aller anderer Probleme des Wettkampfs wie Aufregung, Müdigkeit und dergleichen mehr.

Dass es manchmal auch ohne Maschinen geht (Ausnahmen: Kaffee- und Waschmaschine!), zeigt die "Immergrüne". Sie ist eine der bekanntesten Partien des Breslauers, dessen Vorname in der Literatur mal als Adolph und mal als Adolf wiedergegeben wird.

Der Goldene Springer von Frankfurt

Frank Deckert wurde 50 ... nein, das war falsch. Fünfzigmal war er in Frankfurt ... auch nicht. Also: Unser lieber Schachfreund hat hier in Frankfurt (Oder) zum fünfzigsten Mal an einem Vorturnier der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft (DSAM) teilgenommen.

Schon in Aalen 2008 überreichten wir ihm eine Urkunde, weil die Idee mit den Springern für oftmalige DSAM-Teilnahmen noch nicht geboren worden war.

Aber jetzt! Fünf Jahre nach seinem 25. Turnier überreichten wir Schachfreund Deckert unter tosendem Applaus (″Ja, es war Ekstase″, gab einer der Anwesenden zu) hier in Frankfurt (Oder) den Goldenen Springer für die fünfzigste Teilnahme. Er startet für die SG Holzminden, hat eine stattliche DWZ von 1795 und spielt deshalb in der Gruppe C. Hier in Frankfurt wollte es nicht so recht flutschen; nach einer Startniederlage kamen zunächst ″nur″ zwei Remisen dazu, aber da sind ja noch zwei Runden offen – wer weiß, was noch passiert! In der Bezirksliga Südniedersachsen jedenfalls gelang ihm 2012/13 mit 4,5 aus 7 - darunter nur eine Niederlage und drei Siege ein positives Ergebnis.

Linus Benedict Rößler und Wilfried Arndt aus der D- bzw. E-Gruppe sind bemüht, Frank Decker nachzufolgen, denn die beiden wurden heuer für die jeweils zehnte Teilnahme mit dem Bronzenen Springer geehrt.

Zwei junge Männer am Spitzenbrett

Spitzenbrett Gruppe A: Kevin Schröder gegen Julian Grötzbach

Kevin Schröder gegen Julian Grötzbach

Kevin Schröder und Julian Grötzbach, das waren zumindest in der A-Gruppe die beiden (jungen) Männer der ersten beiden Spieltage. Die Spannung stieg – wer würde am letzten, entscheidenden Tag Erster sein? Oder würde gar einer der mit einem halben Punkt dahinter rangierenden (das vermeidet das Wort ″lauern″) Strategen am Ende obsiegen? Der 1996 geborene und beim Hamburger SK spielende Julian Grötzbach hat so wie sein Zwillingsbruder Daniel (der zur gleichen Zeit die B-Gruppe anführte) bereits elfmal an der DSAM teilgenommen und es wurde immer und immer besser!

Der sogar noch jüngere, für Turm Lippstadt aktive Kevin Schröder wurde im Jahr 2000 geboren und hat bisher zweimal in der DSAM am Brett gesessen. Das ist ja keine Kunst. Er ist aber inzwischen mit dem Schach schon so weit gekommen, dass er Anfang des Jahres von ″Startrainer″ FM Thomas Michaltschischin beim Juniorprinzenlehrgang des DSB geschult wurde, zusammen mit den Talenten Fiona Sieber (Göttingen), Larissa Schwarz (Mainz), Sonja Maria Bluhm (Hofheim), Jan Okke Rockmann (Bremen), Tigran Poghosian (Lübeck) und Valentin Buckels (Kleve) – so mancher Name davon taucht auch in den Teilnehmerlisten der DSAM auf. Der Lippstädter Jugendwart Georg Hagenhoff kann stolz auf seine Arbeit mit diesem Talent sein.

In der jüngsten Deutschen Jugendmeisterschaft gab's zwar eine Verlustpartie gegen das Bremer Talent Dimitrij Kollars, aber wichtig ist, wer nach der letzten Kurve auf der Schlussgeraden den Spurt anziehen kann und das gelang mit einem Sieg gegen Konstantin Urban recht gut, so dass am Ende 5,5 Punkte herauskamen. Ein kleiner Tabascotropfen im Pudding (um hier mal von Wermut und dessen sprichwörtlichem Tropfen wegzukommen – wir sind hier beim Sport!) war wohl, dass Kevin als Vierter ins Rennen ging und als Zwölfter wieder rauskam.

Das ist bei der DSAM ganz anders! Als Sechster der Setzliste saß der Dreizehnjährige mit den weißen Steinen in der letzten Runde am Spitzenbrett – genau da, wo das Fernsehen filmte. Die Jungs vom TV waren nämlich am ersten und letzten Tag bei der DSAM zu Gast und wollten einen ungefähr 1-Minuten-Bericht erstellen – Schach ist eben einfach interessant und dieses Turnier scheint es in seiner Organisationsform auch zu sein. Völker der Welt, schaut auf dieses Brett – hier spielen mit Julian Grötzbach und Kevin Schröder zwei große Talente.

Spitzenbrett der D-Gruppe

Manche meinen, die D-Gruppe sei so etwas wie die Hoffnungsschmiede der DSAM. Andere sagen genau das auch über die C-Gruppe und andere, aber bleiben wir bei ″D″ wie ″Dora″, denn hier war Roland Krafzik am Werk. Wie, lieber Leser, den kennst Du noch nicht? Wir bisher auch nicht ...

Aber einer, der vom Setzplatz 14 aus ins Turnier ging und in der letzten Runde als einziger Spieler in Frankfurt (Oder) mit 100% am Spitzenbrett thronte, der zieht schon einige Aufmerksamkeit auf sich, nicht wahr?

Mit einer unauffälligen DWZ von 1636 meldete sich der für Blau-Weiß Vetschau sozusagen still und leise an; andere kommen mit hochgeschlagenem Mantelkragen und Sonnenbrille ins Hotel, um nicht erkannt zu werden; Meister Krafzik wählte eben seine Masche der Bescheidenheit, um den selben Effekt zu erzielen. Nichts deutete auf 100% hin und wir ahnen: Alles von langer Hand vorbereitet.

In seinem Schachclub im Lausitzer Oberspreewald ist er nicht nur am Brett aktiv, sondern hilft auch als Kassenwart, dass der Gesamtverein existieren kann – und wer in dieser Region einen großen Garten hat, sollte sich vertrauensvoll an unseren Schachfreund wenden, denn darauf hat sich sein Betrieb spezialisiert.

Es ist einfach nur vernünftig, in der Schlussrunde das bisher im Turnier Erreichte nicht durch ein paar hastig-unbedachte Bewegungen doch noch zu gefährden; so ist das verhältnismäßig rasche Remis des bisherigen Hundertprozenters wohl zu verstehen, der damit ein wunderbares Turnier mit 4,5 aus 5 beendete – herzlichen Glückwunsch!

Im Zeichen des Zwillings

Frankfurt (Oder) bildet mit dem genau am anderen Ufer gelegenen polnischen Slubice eine Zwillingsstadt. Das ist bekanntlich auch bei anderen Städten so; Buda und Pest oder Mainz und Wiesbaden sind nur einige Beispiele. Das mit der Zwillingsstadt scheint nun die Zwillinge im Turnier zu ganz besonderen Taten herausgefordert zu haben.

Berichtet hatten wir schon über die Dr. Werner und Hans Fitzner und wiesen dabei bewusst noch nicht auf ein anderes Brüderpaar hin, nämlich Julian und Daniel Grötzbach aus Hamburg. Die Zwillinge standen nämlich in der ″Gefahr″, jeweils ein Gruppe zu gewinnen. Und tatsächlich haben wir bei der DSAM eine Premiere und ein überaus seltenes Ereignis noch dazu:

Julian Grötzbach (Gruppe A) und Daniel Grötzbach (Gruppe B) sind jeweils Erster geworden! Ein bisher nie gekannter familiärer Doppelschlag sozusagen. Natürlich muss jedes dieser Ereignisse einzeln betrachtet werden, wie ja auch jeder der beiden jungen Männer als einzelne (und sehr nette!) Persönlichkeit  wahrzunehmen ist.

Die Gruppe A war standesgemäß die letzte Gruppe, die beendet wurde; die Meister haben eben komplexe Spielpläne und benötigen länger als andere, ihre Gedanken darüber zu verfassen. In diesem Fall war es allerdings ein wenig anders, denn die letzte noch laufende Partie des gesamten Turniers stellte einen Spieler vor die äußerst undankbare (und weithin gefürchtete) Aufgabe, mit Springer und Läufer mattzusetzen.

Und wie das am Ende einer langen Partie so ist, lässt die Konzentration ein wenig nach; schließlich sind fünf Wettkampfpartien in nur drei Tagen auch für jüngere Spieler nicht ganz leicht. Dazu kommen noch die geschätzt zehntausend Umstehenden, deren Anwesenheit ja an sich schon die Aufregung der Spieler steigen lässt - und deren Gesichter auch noch allesamt auszudrücken scheinen ″naja, jetzt doch nur noch den und den und dann ist's matt.″

Bestenfalls die Hälfte würde es in dieser Situation dann tatsächlich hinkriegen, aber alle gucken so, als ob sie das Matt auch vor Millionenpublikum in einer 1-Minuten-Partie produzieren könnten.

Der Direktor des Frankfurter RAMADA-Hotels, Christian Granzow, war so nett, neben dem Vizepräsidenten des Schachbundes Brandenburg, Norbert Heymann, die Ehrung der Sieger zu vollziehen, wie immer im Kreis des bewährten DSAM-Teams rund um Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan & Freunde. Direktor Granzow sorgte noch für eine weitere Besonderheit, indem er höchstselbst am Mittag die ″Gulaschkanone″ bediente und das Essen verkaufte – ein Hoteldirektor im sympathischen Direkt(or)kontakt mit seinen Gästen.

Julian Grötzbach (2104, Hamburger SK) also war der umjubelte Sieger der A-Gruppe. Er hatte sich mit 4,0 Punkten um einen halben Punkt vom Zweiten Andreas Peschel (2106, Solingen) abgesetzt. Kevin Schröder (2138, Lippstadt) mit 3,5 Punkten und die beiden FM Gerald Löw (2220, Bindlach) und Michael Schulz (2224, Potsdam) mit 3,0 Punkten kamen auf den Plätzen 3 bis 5 ein, wobei den Fünften vom Vierten lediglich ein halber Buchholz-Punkt ″trennte″. CM Hubert Walkewitz (2187, Niemegk), der Senior des Turniers, erzielte 2,5 Punkte und qualifizierte sich damit als Sechster für das Finale in Wiesbaden.

In der Gruppe B dauerte es nicht lange, bis der Redaktion gemeldet wurde: Daniel Grötzbach (1931 Elo) ist mit sagenhaften 4,5 aus 5 sicherer Erster dieses Turniers! Obwohl die ihm nachfolgenden Spieler alle (!) ein viel besseres Rating als der Hamburger hatten, distanzierte er sie überzeugend um einen ganzen Punkt – das ist in einem fünfrundigen Turnier eine ganze Welt.

Und zu dieser Welt gehörten in der Rangfolge Martin Fenner (Elo 1958), Dr. Michael Kupfer (Elo 2034), Ralf Schöngart (Elo 2087), Philip Röder (Elo 2050), und Alexander Franzke (Elo 2017), die sich mit je 3,5 Punkten auf Platz 2 bis 6 für das Finale in Wiesbaden qualifzierten. Viele hatten geglaubt, dass das junge Talent Theo Gungl (DWZ 1989) aus Dresden ebenfalls den Weg aufs ″Treppchen″ finden würde. Seine 2,5 Punkte und damit der zehnte Platz erwecken jedoch weitere Hoffnungen.

Drei Spieler mit je 4,0 Punkten drängelten sich in der Gruppe C an der Spitze. Das ist wie in einem voll besetzten Bus und manchmal ist es weniger strategische Planung als Glück, das einen als ersten an der Station aussteigen lässt. Hier wurde nicht ausgestiegen, sondern gefeiert und zwar mit Martin Ostermann (1872, Sendling) mit besserer Feinwertung an der Spitze vor Maximilian Paul Mätzkow (1893, Eberswalde) und Arne Jeß (1873 Elo, Fredersdorf) auf den ersten drei Plätzen.

Es qualifizieren sich aber auch noch die Sechsten für das Finale, also: Oliver Kieswetter (1896 Elo, Hannover), Jonas Roseneck (1744 Elo, Magdeburg) und Wolfgang Bullert (1908 Elo, Potsdam) durften mit je 3,5 Punkten ebenfalls jubeln und gaben drei weiteren Spielern mit identischer Punktzahl das Nachsehen, denn man ahnt es schon: Die Feinstaubwertung hat's gerichtet.

Der schon kurz porträtierte Roland Krafzik (1636) machte mit straffen 4,5 Punkten in der Gruppe D das Rennen. Andreas Thomas (1676, Kellinghusen) wurde mit 4,0 Punkten nach einem sehr guten Turnier überzeugender Zweiter. Den beiden klebte ein breites Spielerfeld mit jeweils 3,5 Punkten auf den Hacken, von denen Detlef Krüger (1565) aus dem nahe gelegenen Fredersdorf die beste Feinwertung aufwies, gefolgt von Arno Feiden (1635), Jens-Ole Schmitt (Elo 1679) und Ralf Döhne (1519).

Zwischen den beiden Letztgenannten musste sogar der Münzwurf des amtierenden Hauptschiedsrichters Frank Jäger entscheiden, denn Punktzahl und Feinwertung waren identisch. Der Vertreter des sehr regen ″Fanclubs″ Narva Berlin (eine dolle Truppe!), nämlich Jens-Ole Schmitt, zeigte sich mit der Glücksgöttin im Bunde (oder mit Teppichkante, wo die Münze stecken blieb) und wurde somit Fünfter. Auf den Sechsten folgten sogar noch drei Spieler mit ebenfalls je 3,5 Punkten, es war also ein richtig enges Turnier!

Jürgen Frenzel (1470) war der Mann fürs Goldene in der Gruppe E. Mit 4,0 Punkten beendete der Spieler aus Taucha sein sehr gutes Turnier als Erster. Thomas Mothes (1487, Berlin) war der Wertungsbeste der nachfolgenden fünf Spieler mit je 3,5 Punkten. Wolfgang Fuhrmann (1485, Niemegk) belegte den bronzenen Platz, dem als Vierter ein Spieler mit ″Heimvorteil″ folgte, nämlich Gerd Scholz (1466, Preußen Frankfurt / Oder). Peter Linde (1453, Hohenwarsleben) und Fred Buechel (1460, Köln) waren die glücklichen, aber eben auch bis in die Zehennägel fähigen Spieler, die sich für das Finale qualifizierten.

Katharina Schmid (1210) vom SV Glück auf Rüdersdorf ist die strahlende Siegerin der Gruppe F! Wer nun glaubt, ″Glück auf″ kenne ich aus den Zechen im Ruhrpott, muss sein ahnungsvolles Halbwissen erweitern: Natürlich gibt es gerade auch in der Region Frankfurt (Oder) eine ganze Menge Bergbau – hier wurde und wird also auch gezecht. Das wird mit der Siegerin vielleicht noch nicht viel zu tun haben, die junge Dame ist noch schulpflichtig – und umso mehr gratulieren wir ihr zu ihrem tollen Sieg!

Die Gewinnerin erspielte sich schier unglaubliche 4,5 Punkte - und das war zu viel für die Nachfolge-Gruppe, die nämlich vier Spieler mit 4,0 Punkten umfasst; getrennt nach ihrer Feinwertung sind das Lothar Bindernagel (1291, Briesen), Kai Boll (1273, Kellinghusen), Hans Werbe (1244, Kiel) und Susan Bießlich (1128, Rüdersdorf). Maximilian Steiner (1238, Viadrina Frankfurt) war der Wertungsbeste – und zwar derer, die in der F-Gruppe 3,5 Punkte erzielten und das wiederum bedeutete die Qualifikation für das Finale in Wiesbaden.

×

© Copyright 2013/2014 Deutscher Schachbund e.V.